Paranormale Ermittler - Ghosthunter-Team Germany

Anneliese Michel

Einleitung

Am 1. Juli 1976 starb Anneliese Michel.

Sie war nicht ganz vierundzwanzig Jahre alt, als sie unmittelbar nach einem Exorzismus starb. 1978 wurden fünfzig Millionen Fernsehzuschauer mit dem "Aschaffenburger Exorzistenprozess" konfrontiert.

Die Staatsanwaltschaft behauptete, die Angehörigen und die von der Familie hinzugezogenen Priester hätten es unterlassen, Anneliese die dringend nötige ärztliche Hilfe zuzuführen. Die angehende Lehrerin sei schließlich qualvoll verhungert. Vertreter der Kirche waren jedoch der Überzeugung, das Mädchen sei von Dämonen besessen gewesen und die ihr von ihren Ärzten verschriebenen Medikamente, in erster Linie das Tegretal (Anti-Epileptikum), hätten eine Schädigung der roten Blutkörperchen verursacht, die letztendlich zum Tod geführt habe.

In diesem Beitrag möchten wir das Schicksal und den Leidensweg der Anneliese Michel veranschaulichen. Wir werden erläutern, was genau unter Exorzismus und Besessenheit verstanden wird und Medienstimmen, sowie das weitere Schicksal der beteiligten Priester und der Eltern darstellen.


Anneliese Michel

Als zweites Kind ihrer Eltern Josef und Anna Michel, geb. Fürg, wurde Anneliese am 21. September 1952 im großelterlichen Haus in Leiblfing (Niederbayern) geboren. Sie wuchs in Klingenberg am Main auf, einem kleinen Ort in der Nähe von Aschaffenburg. Nach Anneliese hatte ihre Mutter noch drei weitere Töchter, Gertraud Maria (geboren 1954), Barbara (1956) und Roswitha Christine (1957).

Die älteste der Michelstöchter hatte ein schwaches Immunsystem und litt oft unter verschiedenen Kinderkrankheiten wie Masern und Ziegenpeter. Anneliese war im Allgemeinen ein eher schmächtiges Kind.

Sie besuchte zunächst den örtlichen Kindergarten, dann die Grundschule und kam schließlich auf das Dalberg-Gymnasium nach Aschaffenburg. Laut ihrer Klassenkameradin Maria Burdich war sie "ganz normal veranlagt. Sie konnte fröhlich sein und auch Streiche und Späße mitmachen."

Anneliese war sehr musikalisch und spielte Akkordeon. Außerdem bekam sie Klavierstunden.

In der Schule war sie fleißig und ehrgeizig. Die tiefe Religiosität, die schon in der Familie des Vaters Tradition war, war auch für Anneliese prägend. Jeden Sonntag ging die Katholikin mit ihren Eltern zur Messe, hin und wieder auch unter der Woche. Daheim betete die Familie immer gemeinsam den Rosenkranz. Und wie alle Michelstöchter war auch Anneliese Mitglied in einem Sportverein.

Annelieses Mutter legte viel Wert darauf, dass alle ihre Töchter als Jungfrauen in die Ehe gingen. "Unberührt wie die Jungfrau Maria." Anneliese durfte nur selten zum Tanzen ausgehen. Zu groß war die Angst der Mutter, ihrer ältesten Tochter könnte etwas zustoßen. Doch trotz all der Vor- und Umsicht hatte Anneliese schon früh den ersten Freund, dessen Name jedoch nicht bekannt ist.

Nach ihrem Abitur im Frühjahr 1973 belegte sie Kurse in Pädagogik und Theologie an der Pädagogischen Fachhochschule Würzburg. Am 1. November desselben Jahres zog sie in das Ferdinandeum, dem Wohnheim der PH, ein.

Jedoch konnte die so hübsche und kluge junge Frau ihr Studium nicht beenden.

Sie verstarb am 1. Juli 1976 in ihrem Elternhaus in Klingenberg.

Die schrecklichen Erlebnisse und Torturen, die Annelieses Leiden prägten, fanden ihren Anfang Mitte September 1968, kurz vor ihrem 16. Geburtstag.

In Anwesenheit ihrer Freundin Maria Burdich wurde Anneliese ohnmächtig. Sie tat es als ein Zeichen von Überarbeitung ab. Doch in der Nacht ereilte sie ein weiterer Anfall: "In der darauf folgenden Nacht wachte Anneliese auf und konnte sich nicht bewegen. Eine übermächtige Kraft hielt sie zusammengepresst. Ihr warmer Harn ergoss sich ins Bett und sie konnte keinen Atem holen. Zu Tode geängstigt wollte sie die Schwestern rufen, konnte aber keinen Ton hervorbringen. Ihre Zunge schien völlig gelähmt. "Heilige Mutter Gottes", dachte sie, "jetzt muss ich sterben." Aber gerade als die Turmuhr die Viertelstunde schlug, war alles vorüber. Der Druck war fort, wie vom Winde davon getragen. Nur die Zunge tat etwas weh."

Doch so schnell alles gekommen war, war es auch schon wieder verschwunden. Ähnliche Vorfälle wiederholten sich nicht und so verdrängte die Familie Michel die Sache. Ein knappes Jahr später, am 24. August 1969 passierte es erneut. Erst die kurzfristige Geistesabwesenheit, in der Nacht dann dieselben Symptome wie im September 1968.

Voller Angst suchte Anna Michel mit ihrer Tochter zunächst den Hausarzt der Familie, Dr. Gerhard Vogt, auf. Dieser verwies sie an den Nervenarzt, Dr. Lüthy, der die Krampfanfälle als ein Symptom einer eventuellen Grand-Mal-Epilepsie diagnostizierte, obwohl keine eindeutigen Befunde dafür vorlagen.

Annelieses Zustand verschlechterte sich zunehmend. Nachdem ihr die Mandeln entfernt wurden, da sie oft über Halsschmerzen klagte, bekam sie eine Rippenfellentzündung. Noch bevor diese abgeklungen war, kam eine Lungenentzündung hinzu und alsbald auch Tuberkulose.

Anfang Februar 1970 wurde sie schließlich ins Krankenhaus nach Aschaffenburg eingeliefert und von dort aus am 28. Februar 1970 nach Mittelberg im Allgäu in eine Lungenheilstätte für Kinder und Jugendliche. Das Heimweh plagte sie und alsbald stellten sich Herz- Kreislaufstörungen ein. In der Nacht auf Mittwoch, den 3. Juni ereignete sich dann der dritte Anfall. Anneliese versuchte selbst herauszufinden, woher ihre Krankheit rührte. Als Kind war sie einmal gestolpert und mit der Stirn auf den Boden geschlagen. Hatte sie deswegen diese entsetzlichen Anfälle?

Ihre Zimmergenossinnen in der Lungenheilstätte beobachteten des Öfteren seltsame Vorgänge, wenn Anneliese betete. Ihre Hände verkrampften sich, anscheinend veränderte sich auch ihre Augenfarbe und sie war völlig geistesabwesend.

In dieser Zeit geschah es auch zum ersten Mal, dass Anneliese Fratzen sah. Teuflische, grauenvolle Fratzen, die sie jedes Mal unsagbar ängstigten. Am 29. August durfte sie das Sanatorium schließlich verlassen und konnte das neue Schuljahr beginnen. Allerdings musste sie die elfte Klasse wiederholen, was ihr sehr zu schaffen machte. Sie vereinsamte und war geradezu deprimiert, was sich auf ihre Zensuren auswirkte.

Auch die ständigen Besuche bei den verschiedenen Ärzten trugen nicht zur Besserung ihres Gemütszustandes bei.

Am Ende des 12. Schuljahres, im Juni 1972, kam dann der nächste große Anfall und am 8. November ein weiterer.

Sämtliche EEG zeigten jedoch keine krankhaften Muster. Doch Fratzen und Angstzustände wollten und wollten nicht verschwinden und plagten Anneliese Tag für Tag.

Im Frühling 1973 stellten sich dann andere beunruhigende Dinge ein. Anneliese vernahm Klopfen in ihrem Zimmer. Außerdem erwähnte sie ihrer Mutter gegenüber Stimmen, die mit ihr sprachen, die ihr sagten, sie sei verdammt und komme in die Hölle. Die seltsamen Vorkommnisse häuften sich. Anneliese hatte plötzlich eine starke Abneigung gegen christliche Symbole und Statuen.

Als sie mit ihrem Vater den Wallfahrtsort San Damiano besuchte, hatte sie große Schwierigkeiten, das Heiligtum zu betreten. "Der Boden würde wie Feuer brennen, erklärte sie, sie könnte es nicht mehr aushalten." Den Menschen in Annelieses Gegenwart fiel kurz darauf zum ersten Mal auf, dass diese einen unerträglichen Gestank verbreitete: "[…] wie nach Fäkalien, nach Brand, nach allem möglichen." Anneliese verhielt sich zu dieser Zeit allgemein geradezu unmöglich. Zwar ging es ihr nach der Wallfahrt besser, doch war es nach einigen Wochen wieder wie zuvor.

Anneliese weigerte sich zunächst, sich für die PH anzumelden: "Ich kann in meinem Zustand nicht studieren. Ich bin ständig deprimiert und dann kommen immer wieder die Fratzen." Der behandelnde Nervenarzt, Dr. Lüthy, riet der Familie, einen Jesuiten zuzuziehen. Anneliese wurde langsam bewusst, dass ihre Krankheit scheinbar von keinem Arzt und von keinem Medikament jemals geheilt werden könnte. Sie gelangte zu der Überzeugung, von satanischen Wesen belästigt zu werden, aber nicht etwa besessen zu sein. Die Medikamente Zentropil und Aolept sollten Anneliese ruhig stellen. Ob die gewünschte Wirkung damit erzielt wurde, ist nicht bekannt, allerdings auch sehr fraglich. Die Fratzen und das Grauen jedoch blieben.

Zum ersten Mal wurde dann ein Geistlicher hinzugezogen. Pfarrer Habiger wurde von der Familie Michel besucht. In einem Brief an die Staatsanwaltschaft schreibt er: "Die Eheleute Michel erzählten mir […], dass ihre Tochter Anneliese seit einiger Zeit Zustände habe, die auf eine Besessenheit hindeuten könnten. […] Anzeichen einer Besessenheit konnte ich nicht erkennen."

Als Anneliese ihr Pädagogikstudium in Würzburg begann, hatte sie zunächst große Schwierigkeiten sich einzuleben. Auch die Fratzen begleiteten sie, wo immer sie war. Sie war lustlos, ausgelaugt und die regelmäßigen Besuche der Vorlesungen wurden für sie zu einer untragbaren Last. Doch dann änderte sich die Lage schlagartig, denn Anneliese verliebte sich.

Peter, den sie beim Tanzen kennen gelernt hatte, sorgte dafür, dass sich Annelieses Gemütszustand stark besserte. Leider war dieses Glück nur von kurzer Dauer, denn schon nach zwei Wochen bedeutete Anneliese Peter, dass sie Schluss machen sollten. Doch Peter blieb bei Anneliese, obwohl er wusste, dass diese seine Gefühle nicht erwidern konnte. Zu dieser Zeit baute Anneliese auch den Kontakt zu Pfarrer Ernst Alt weiter aus. Sie schrieb ihm Briefe über ihr Befinden, ihre Gedanken, ihre Ängste. Die Symptome wurden schlimmer. In ihrem Umfeld glaubten nun mehr und mehr daran, dass sie tatsächlich besessen sein musste.

Daheim verhielt sich Anneliese überaus seltsam. Sie stopfte sich Fliegen, Spinnen und Käfer in den Mund, kaute auf Kohlen herum, urinierte auf den Fußboden und leckte den Harn auf oder lutschte ihn aus ihrer Unterwäsche, zerriss Rosenkränze, zerschlug Kreuze und zerbrach Marienstatuen. Das Gehen fiel ihr immer schwerer, ihre Beine wurden steif und einmal gab sie Pater Rodewyk, der Anneliese besuchen wollte, um sich ein genaues Bild von ihrem Leiden zu machen, eine Ohrfeige. Anneliese wusste, dass kein Priester ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Bischofs von Würzburg den Exorzismus über sie beten durfte.

Nachdem Pfarrer Ernst Alt schließlich, alarmiert von den immer heftiger werdenden Symptomen, im September 1975 einen Brief an jenen Bischof geschrieben hatte, in dem er die Symptome und Befunde, die er beobachtet und aufgestellt hatte, erläuterte, genehmigte dieser den Exorzismus.


Der Exorzismus der Anneliese Michel

Die erste Sitzung des Exorzismus über Anneliese Michel fand am späten Nachmittag des 24. Septembers 1975 statt. Pater Renz schreibt in seinem Tagebuch:

"24.9.1975. 16.00 angekommen. Mit dem Exorzismus begonnen nach Vorschrift. Anneliese bzw. die Dämonen verhalten sich zunächst ziemlich ruhig. Anneliese wird geschüttelt, immer stärker. Am stärksten reagieren Anneliese bzw. die Dämonen auf das Weihwasser. Sie fängt an zu brüllen und zu toben.

Anneliese weiß alles. Sie weiß, was sie sagt; sie ist anscheinend immer voll bei Bewusstsein. Keinerlei Amnesie. Kurze Pause. Anneliese wird von den drei Männern: Herr Hein, Peter und Vater Michel gehalten (damit sie weder sich, noch andere verletze). Anneliese will beißen, nach rechts und nach links. Sie schlägt mit dem Fuß gegen mich. Manchmal schlägt sie einfach vorwärts. Sie sitzt zuerst auf dem Stuhl, später auf der Couch. Sie darf nicht liegen. Wenn sie sich einmal legt, erhebt sie sich sofort wieder. Sie klagt, dass der Teufel ihr im Kreuz sitzt.

Von Zeit zu Zeit brüllt sie, besonders bei Weihwasser. Manchmal jault sie wie ein Hund. Wiederholt sagt sie: "Hört auf mit dem Dreckzeug!" - "Sie Scheißkerl!" - "Sie Drecksau!" - "Weg mit dem Dreckzeug!" (Weihwasser). - "Hört auf mit dem Dreckzeug!" (Exorzismus). Ansonsten spricht sie sehr wenig. Auch mit den Schimpfworten ist sie sparsam. Gegen Schluss wird sie ganz wütend beim "Gloria Patri", das wir gemeinsam beten, wiederholt beten. Das Ganze dauert von 16.00 bis 21.30.

Am Schluss, das heißt, hernach, sagt sie: "Jetzt hätte man weitermachen sollen." Sie hat anscheinend gespürt, dass es den Dämonen an den Kragen geht. Beim Abschied war sie eigentlich recht munter. Das Ganze muss für sie anstrengend gewesen sein. Sie verbraucht viel Kraft, da sie von den drei Männern gehalten wird und doch immer dagegen ankämpft."

Pater Renz, der mit dieser an seine erste Teufelsaustreibung heranging, fasste langsam mehr Mut, hatte keine Angst mehr vor dem Ungewissen, war jedoch auch enttäuscht, da kein Teufel ausgetrieben wurde. Er ahnte schon, dass ein langes und schwieriges Unterfangen auf ihn wartete. Am Sonntag, dem 28. September wurde dann die nächste Sitzung einberaumt, auf der zum ersten Mal ein Tonbandgerät eingesetzt, die durchaus bemerkenswerten Dinge aufzeichnete, die die Dämonen in Anneliese von sich gaben.

https://www.youtube.com/watch?v=-YPjFYw-Qec
https://www.youtube.com/watch?v=LHZsfIZgDYw

Der Dämon, der zunächst alleine sprach, behielt es sich vor, den Pater zu beleidigen, gab schließlich jedoch den Grund bekannt, warum Anneliese besessen sei: "Die war noch nicht geboren, da ist sie schon verflucht worden." Es stellte sich heraus, dass eine ehemalige Nachbarin der Mutter in Leiblfing aus Neid den Fluch ausgesprochen hatte.

Der Dialog zwischen Pater und Dämon ging noch eine Weile weiter, bis sich schließlich noch ein anderer Dämon zu Wort meldete, der ebenfalls Anspruch auf Anneliese erhebt. Es entbrannte ein Streit und schon bald auch ein verschwörerisches Zwiegespräch: "Scheißdreck nein, ich geh nit, ich steh drauf…" […] - "Geh naus!" - "Nein!" - "Doch, du gehst naus!" - Nein ich geh nit!" - "Doch du gehst naus!" - "Nein ich geh nit naus!" Und dann ein triumphierendes: "Mir gehe nit naus, mir haltet zusamme!"

Es stellte sich also heraus, dass es mindestens zwei Dämonen sein mussten, die Anneliese so plagten.

Priester und Dämonen lieferten sich zeitweise erbitterte Kämpfe. Die Dämonen hatten es darauf abgesehen, die Anwesenden zu betrügen, in die Irre zu führen. Keinesfalls wollten sie weichen.

Die wirksamste Waffe der Priester war das Kreuzverhör. Auf diese Art und Weise gelang es schließlich auch, genau auszumachen, wie viele Dämonen Anneliese innewohnten. Zunächst wehrten sich die Dämonen heftig, ihre Namen zu nennen, gaben sich dann schließlich doch zu erkennen: Luzifer, Judas, Nero, Kain, Hitler und ein gefallener Priester mit dem Namen Fleischmann.

Annelieses Zustand verschlechterte sich. Immer wieder musste sie von ihren Eltern ans Bett gefesselt werden. Zu ihrer Mutter sagte sie einmal: "Ich geh' heut' in die Luft! Ihr müsst mich fesseln!"

Nach weiteren exorzistischen Sitzungen berichtete Anneliese schließlich, sie habe eine Eingebung der Mutter Gottes gehabt. Bald kamen auch Ratschläge von Barbara Weigand und dem Heiland selbst hinzu. Anneliese tat wie ihr geheißen und schrieb die Nachrichten der Mutter Gottes an die Priester, sowie die Ratschläge und Hoffnung spendenden Worte auf:

"20.10.1975

Heiland: ,Du musst noch etwas aufschreiben.'

Ich: ,Was denn?'

Heiland: ,Das, was ich gestern Abend sagte.'

(Ich wollte es nicht aufschreiben, weil ich glaubte, es sei vom Satan; außerdem sträubt sich mir bei dem Gedanken meine Natur.) Heiland verlangt von mir Gehorsam, deshalb schreibe ich es auf.

Heiland sagte: ,Du wirst eine große Heilige werden.'

(Ich wollte das immer noch nicht glauben, da ließ mich der Heiland zum Beweis, dass ich richtig gehört hatte, Tränen weinen.)"

Zwar hegte Anneliese des Öfteren Zweifel, ob dies keine Gaukeleien seitens der Dämonen gewesen sein könnten, doch schöpfte sie von Tag zu Tag mehr Mut. Am 16.10.1975 versprach die Mutter Gottes, dass sie bald ganz befreit sein würde, genauer am 31. Oktober. Mit Spannung, Hoffen und Gebeten wurde jener Tag erwartet. An diesem Abend geschah es scheinbar tatsächlich, dass Luzifer, Hitler, Kain, Nero, Priester Fleischmann und Judas ausfuhren. Auf Tonbandaufnahmen jenes Abends ist zu hören, wie sehr sich die Dämonen, trotz des Befehls der Mutter Gottes sträubten. Sie würgten, brüllten und knurrten, fuhren jedoch schließlich, auf Befehl der Priester die Mutter Gottes grüßend, aus.

Freude und Entzückung übermannte die Anwesenden an diesem Abend und sie sangen ein Marienlied, aus Dank an die Jungfrau Maria. Doch plötzlich wurde das Lied durch ein wütendes Knurren, einen Schrei und eine dämonische Stimme unterbrochen, die kreischt: "Ich bin noch nicht raus!"

Der Kampf begann erneut. Doch dieser erwies sich erheblich schwerer als der letzte. Zwar schaffte es Pater Renz bald, den Dämon zu zwingen, seinen Namen zu nennen, doch weigerte sich dieser strikt, auszufahren. Es war Judas, der zurückgekommen war. Neben ihm hatten, laut seiner Aussage, noch einige andere Dämonen von Anneliese Besitz ergriffen, deren Namen er jedoch partout nicht nennen wollte. So blieben sie unerkannt.

Zu Beginn der darauf folgenden Sitzungen gab sich Judas zunächst kooperativ, doch war er nach wie vor vergnügt, die Priester bei der vermeintlichen Austreibung am 31. Oktober hinters Licht geführt zu haben.

Die Priester gaben nicht auf, beteten Sitzung für Sitzung die Gebete für den Exorzismus, besprengten Annelieses Körper mit Weihwasser, beriefen sich auf den exorzistischen Vertrag, der besagte, dass sie nach Vereinbarung ausfahren müssten und leisteten sich einen harten Kampf mit den tückischen Dämonen. Doch nichts von alle dem half mehr. Zwar war es Anneliese einmal möglich, die heilige Kommunion zu empfangen und einige Prüfungen auf der PH abzulegen, doch ihr körperlicher Zustand verschlechterte sich drastisch zum Frühjahr 1976. Sie ertrug die anstrengenden Sitzungen, zu denen in den meisten Fällen nur noch Pater Renz erschien, immer weniger. Sie wurde schwach und kränklich. Judas und sein Gefolge weigerten sich nach wie vor, auszufahren, bis sie sich schließlich bereit erklärten, am 1. Juli zu weichen.

Ein Hoffnungsschimmer für die Familie und auch für Anneliese, die stetig an Gewicht verlor. Am 8. Juni 1976 sah Pfarrer Alt sie zum letzten Mal lebend: "Sie machte einen erschöpften Eindruck; ihr Gesicht war eingesunken, die Backenknochen standen hervor, ihre Nase war spitz und scharf."

Immer wieder wurde während der Sitzungen davon gesprochen, einen Arzt hinzu zu führen, doch Anneliese weigerte sich. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr ein Arzt helfen konnte und nahm an, dass dieser sie in die Nervenheilanstalt nach Lohr schicken würde. Da wollte sie keinesfalls hin. Pater Renz sagte auf der letzten Tonbandaufnahme: "Am 30. Juni [...], am Vorabend ihres Todes, sagte sie während des Exorzismus plötzlich: "Bitte um Lossprechung!" […] Selbstverständlich gab ich ihr sofort die erbetene Lossprechung. Lossprechung, das war ihr letztes Wort gewesen, das sie zu mir gesprochen hat."

Der letzte, der Anneliese lebend sah, war ihr Vater Josef. Er hatte an ihrem Bett gesessen und beobachtet, wie sie sich von einer Seite auf die andere warf, während die Dämonen sie quälten. Es war nach Mitternacht, als er ihr sagte, es sei jetzt der 1. Juli, die Dämonen seien verpflichtet, heute auszufahren.

Josef Michel sagte bei der Polizei aus: "Daraufhin […] legte sich Anneliese auf die rechte Seite und schlief vollkommen ruhig ein. Am nächsten Morgen ging ich gegen 7 Uhr - die ganze Nacht war sie ruhig gewesen - an die Zimmertür. Sie lag in ihrem Bett und rührte sich nicht. Ich nahm an, sie schlafe. Ich fuhr dann auf die Baustelle. Gegen 8 Uhr verständigte mich meine Frau, Anneliese sei gestorben."


Nach dem Ritual

Ein Jahr nach Annelieses Tod waren die Ermittlungen abgeschlossen.

Eine Exhumierung der Leiche hatte ergeben, dass Anneliese verhungert sei. Auch die körperlichen Anstrengungen, die sie in den letzten Wochen vor ihrem Tod gehabt hatte, hätten nicht zur Besserung der Beschwerden beigetragen. Die inneren Organe waren gesund, das Gehirn wies bei einer mikroskopischen Untersuchung keine Anzeichen eines Schadens auf, der für eine Epilepsie hätte verantwortlich gemacht werden können.

Die Eltern, Anna und Josef Michel, und die beiden Priester, die den Exorzismus vorgenommen hatten, Pater Renz und Pfarrer Alt, wurden am 21. April 1978, nach mehreren Verhandlungen wegen "Fahrlässige Tötung durch Unterlassung" zu Freiheitsstrafen von je sechs Monaten verklagt, die drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt wurden. Die Kosten des Verfahrens trugen ebenfalls die Angeklagten.

Dieses Urteil stieß sogar bei den Journalisten, die den Fall bis ins kleinste Detail "auseinander genommen" und aus jedem noch so kleinen Detail eine Sensation gemacht hatten, auf Unverständnis und Kritik.

Zwar kündigten die Verteidiger an, Berufung einzulegen, doch geschah dies nie. Die Angeklagten lehnten eine Revision ab.

Pfarrer Ernst Alt sagte, dies sei "Gottes Angelegenheit; weltliche Gerichte wären da gar nicht zuständig." Anfang Juli 1977 war das Verfahren gegen Bischof Stangl und Pater Rodewyk S.J. eingestellt worden. Noch heute ist Annelieses Grab ein oft besuchter Wallfahrtsort. Gläubige schöpfen dort neue Hoffnung, beten für Anneliese und verbreiten ihr Schicksal in der ganzen Welt.


Annelieses Schicksal in Film und TV

Das Leiden und das Sterben der Anneliese Michel ging nicht nur durch Zeitungen und Nachrichten um die ganze Welt, sondern wurde schließlich auch unter verschiedenen Titeln verfilmt.

Im Winter 2005 kam "Der Exorzismus von Emily Rose" ("The exorcism of Emily Rose") in die deutschen Kinos. Der Film spiegelt Annelieses Leiden bis zu ihrem Tod wieder, legt seinen Schwerpunkt jedoch auf die darauf folgenden Gerichtsverhandlungen.

Weiterhin wird der Fall in dem Film "Requiem" von Hans Christian-Schmid aufgenommen.

"Der Exorzist" ist einer der erfolgreichsten Horror-Filme und ist mit über 30 Kopien und mehreren Fortsetzungen im Umlauf.

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Quellen: https://www.geisternet.com/ & https://www.youtube.com/