Paranormale Ermittler - Ghosthunter-Team Germany

Hinrichtungs-Mauer Karlsruhe

Als 1944 im Karlsruher Hardtwald 14 französische Widerstandskämpfer erschossen werden.

Mitten im Unterholz des Karlsruher Hardtwalds, steht eine riesige Betonwand – einst Schießplatz der Wehrmacht, ist sie heute stummer Zeuge von zahlreichen kaltblütigen Morden im Zweiten Weltkrieg. Genau hier wird am frühen Morgen des 1. April 1944 ein grausames Verbrechen verübt, an das sich Karlsruhe und auch das Elsass noch über 70 Jahre später erinnern wird.

Angefangen hat alles im zweiten Jahr des Zweiten Weltkriegs, als die Deutschen im Mai 1940 in Frankreich einmarschieren und Nordfrankreich besetzen. Direkt nach der Niederlage Frankreichs beginnt eine Spaltung der Bevölkerung – und ab jetzt herrscht praktisch Bürgerkrieg. Viele Franzosen kollaborieren mit den Deutschen, während andere – darunter Juden oder Kommunisten – sich Widerstandsgruppen anschließen.

Bis 1943 ist Frankreich ernsthaft gespalten. Franzosen kämpfen gegen ihre eigenen Landsleute und die "Kollaborateure" liefern Namen und Adressen von Juden, Kommunisten und Gaullisten an die deutsche Polizei aus. Viele Franzosen verlieren dabei ihr Leben.Die sogenannte französische Miliz wird 1943 gegründet, nachdem Hitler Unterstützung für die französische Polizei im Kampf gegen Gaullisten und Kommunisten verlangt. Die Miliz entwickelt sich zu einer eigenständigen Kraft, die mit der deutschen Besatzung zusammenarbeitet.

Mit dem Anschluss des Elsass wird der Gau Baden-Elsass gebildet und Karlsruhe verliert seinen Status als Gauhauptstadt. Gauleiter Robert Wagner entscheidet, die Hauptstadt nach Straßburg zu verlegen und die Gauleitung zieht aus dem Braunen Haus in der Ritterstraße in Karlsruhe aus.

Hermann Röhn bleibt als Stellvertretender Gauleiter in Karlsruhe. Wagner wiederum ist für die Germanisierung und "Reintegration" des Elsass in das Deutsche Reich zuständig und wendet zu diesem Zweck brutale Methoden an: Er führt massive "antifranzösische Maßnahmen" durch. "Wer nach dem 1. Juni noch französische Fahnen aufbewahrt", entscheidet Wagner im April 1941, "kommt auf ein Jahr ins KZ. Wer nach dem 16. Mai eine Baskenmütze trägt, kommt auf ein Jahr ins KZ; …wer fürderhin französisch spricht, soll auf ein Jahr ins KZ kommen."

Das Netzwerk "Réseau Alliance" wird als eine Widerstandsgruppe im November 1940 in Vichy-Frankreich - das ist die unbesetzte Zone im Süden - von Georges Loustaunau-Lacau gegründet. Nach seiner Verhaftung im Mai 1941 übernimmt die Führung des Netzwerks Marie-Madeleine Fourcade, die den Decknamen "Hérisson" (zu deutsch: "Igel") trägt.Zwischen 1940 und 1944 hat die Alliance etwa 3.000 Mitglieder, die mit dem britischen Geheimen Nachrichtendienst im besetzten Frankreich zusammenarbeiten. Sie betreiben Spionage. Zu den wichtigsten Aktivitäten der Alliance gehören das Sammeln von Informationen über geheime Rüstungsfabriken in Deutschland und die Übermittlung von Nachrichten über Truppenbewegungen der Wehrmacht, Fahrten von Versorgungsschiffen und U-Booten an die Alliierten.

Insbesondere unterstützen sie auch die Familien von verfolgten und inhaftierten Bürgern und stellen falsche Papiere für Juden und politisch Verfolgte aus. Zwischen den verschiedenen Widerstandsgruppen und der französischen Miliz wird die Lage jedoch immer explosiver und die Parteien rächen sich für jede Gewalttat gegenseitig.Ende Mai 1943 wird Miliz-Propagandachef Bouisson in Marseille von unbekannten Tätern ermordet. "Dieser Meuchelmord gehört zu den Taten, die Kommunisten und Gaullisten gegen die Miliz führen", berichtet die NS-Zeitung "Straßburger Neueste Nachrichten" am 31. Mai 1943. "Es sind dies die 'glorreichen Heldentaten' des inneren französischen Widerstandes zum höheren Nutzen der Alliierten."

Bis zum 22. November 1943 sind 29 Milizionäre ermordet worden. Die Miliz antwortet mit der Hinrichtung von Widerstandskämpfern, Juden und Freimaurern. Daraufhin reagiert der Widerstand ebenfalls mit Erschießungen und Ermordungen. Anhänger des Regimes und sogenannte Denunzianten jedoch stellen den Deutschen Namen und Adressen und sogar ganze Listen von Widerstandskämpfern zu, die wiederum zu zahlreichen Verhaftungen und Exekutionen führt.

Und so kommt, was kommen musste: Anfang 1943 werden zwölf Mitglieder der Réseau Alliance in Marseille, Béziers und bei Toulouse verhaftet. Ein Militärgericht in Freiburg verurteilt sie am 17. Dezember zum Tode. Im Dezember erfolgt die Überstellung in das Zuchthaus Bruchsal und im Februar 1944 kommen zwei weitere belgische Widerstandskämpfer dazu.

Am 1. April 1944 werden die vierzehn Mitglieder der Réseau Alliance von Bruchsal nach Karlsruhe gebracht und im Hardtwald auf dem Wehrmachtsschießplatz erschossen. Vor der Hinrichtung bietet man ihnen eine Augenbinde an, die sie aber ablehnen. Zwischen 7.06 Uhr und 7.35 Uhr wird die Exekution von einem Erschießungskommando der Wehrmacht aus Ludwigsburg ausgeführt.

Nach der alliierten Invasion am 6. Juni 1944 unterstützen Mitglieder der Réseau Alliance und anderen Gruppen die Soldaten der westlichen Mächte. "Der französische Widerstand nimmt in ganz Frankreich zu", berichtet die Nachrichtenagentur Reuters am 13. Juni 1944. "Wohin auch immer die alliierten Truppen vorrücken, bietet ein jedes französische Dorf Hilfe und medizinischen Beistand an."

Die deutschen Zeitungen versichern der Bevölkerung, dass die Kämpfe in Frankreich bald wieder vorbei sein werden – und vor allem, dass man von den Widerstandsgruppen nichts zu befürchten habe: "Eine kleine Minderheit, die zu dreiviertel aus Kommunisten besteht und stark mit kriminellen Elementen durchsetzt ist, begeht Terroristenakte", schreibt die Zeitung "Hakenkreuzbanner".

Doch die Alliierten kämpfen sich durch ganz Frankreich. Die Gestapo reagiert rasch: Kurz vor der Befreiung Straßburgs im November 1944 werden 106 Mitglieder der Réseau Alliance am 2. September im KZ Natzweiler-Struthof im Elsass hingerichtet.In der letzten Novemberwoche 1944 ermordet die Gestapo weitere 60 Alliance-Mitglieder in sieben badischen Gefängnissen in der sogenannten "Schwarzwälder Blutwoche" in Kehl, Rastatt, Offenburg, Freiburg, Bühl, Gaggenau und Pforzheim. Insgesamt werden mehr als 400 Mitglieder der Réseau Alliance zwischen 1940 und 1944 hingerichtet.

An die grausame Ermordung der zwölf französischen und zwei belgischen Widerstandskämpfer in Karlsruhe erinnert heute eine Stele nahe des Schießstandes. Die Stadt Karlsruhe hat die Steinsäule samt Erinnerungstafel zum 70. Jahrestag der Tat am 1. April 2014 feierlich eingeweiht.

Quelle: www.ka-news.de